SHELLY IS IN TROUBLE AGAIN
Global International Vienna, 2024


between wrecks, sheep hair, hydrogen, wood, 150 × 80 × 15 cm
fair wreck, sheep hair, hydrogen, wood,  74 × 36 cm
l: her shoes wont stop spinning, sheep hair, hydrogen, wood,  spinning, 169 × 70 cm
r: super scope scope sleep, raw fiber plates, 100 × 20 × 14 cm
Fünf Objekte bilden eine zusammenhängende Gruppe. Nur eines, der allesamt mit gebleichtem Filz bezogenen Elemente, trägt Informationen von drei Filmen, die dem Science-Fiction-Genre der 1970er Jahre zuzuordnen sind. In der oberen Hälfte der hochformatigen Arbeit “her shoes wont stop spinning” (167 × 70 cm) sind drei horizontal übereinander platzierte Filmstills (CinemaScope) hier durch punktuelles bleichen als Bilder zu erkennen. Und lassen futuristische Architekturen und rundliche Räume erahnen. Mehrfach können im Raum Anspielungen auf linsenartige Formen interpretiert werden. Während sich alle Objekte im selben Seitenverhältnis nur in Form oder in der Auslöschung der Pigmente im Schafhaar unterscheiden. Bei der Produktion von CinemaScope (21:9) wurde bis in die 1980er Jahre mit einer anamorphotischen Kameraoptik gefilmt, die das Material verzerrt und verdichtete Bilder aufzeichnet, die bei der Wiedergabeprojektion entsprechend entzerrt werden.

Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten setzen sich jeweils aus mindestens zwei materiellen und inhaltlichen Komponenten zusammen: dem populären Genrefilm und der Sprache der bildenden Kunst. Die Dichotomie veranschaulicht vielleicht den Gegensatz zwischen Massenkultur und moderner Kunst oder den Zusammenfall von gesamt-gestalterischen Utopien des genannten Genres und dem allgemeinen Anspruch an die Wirkung von Form. Das Kräfteverhältnis ist unidirektional: Die bildnerische Sprache ist dem Sujet übergeordnet, das im Prozess der Illustration, Darstellung, Übersetzung, Interpretation usw. vor der ersten existiert. Die expressiven Qualitäten des Ausdrucks, z.B. zweier Rampen, die hintereinandergestellt, Beschleunigung evozieren können oder dem anamorphotisch verzerrten Resonanzkörper aus gebeizten Rohfaserplatten, werden zur Unterstützung eines definierten thematischen Raums außerhalb seiner selbst verwendet, während der ästhetische Aspekt zur Kontingenz neigt. Folglich verhält sich die Wiederherstellung der Ausdrucksautonomie umgekehrt proportional zur vorherigen Vertrautheit
des Zuschauers mit den Filmen.

Text: Maximilian Klawitter
Fotos: Maximilian Schneller